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Do Khyi Rüde Do Khyi Trishula Shiva
Do Khyi - Tibetan Mastiff - Dokhyi - Tibetdogge - Dogue Du Tibet - Do-Khyi
Die Aufgaben des Do-Khyi in seiner Heimat

Der Tibeter hielt es in der Zucht seiner Hunde wie der Schweizer Bauer mit den seinen, bevor diese zu Rassen avancierten. Was zählte, war nicht in erster Linie ein schöner Hund, sondern ein guter Hund, der die ihm zugewiesene Aufgabe zuverlässig erledigte und zudem genügsam war. Die Hunde dienten vorwiegend der Bewachung der Herden, Häuser, Klöster und Paläste (siehe Textkasten). Die tibetische Bezeichnung lautet denn auch «Do-Khyi», was wörtlich übersetzt «Anbindehund» heisst. Bevorzugt wurden die black-und-tan-farbenen Tiere, da diese über den Augen zwei helle Tupfen haben; nach Auffassung der Tibeter ein «zweites Augenpaar», das auch dann noch sieht, wenn der Hund seine Augenlider geschlossen hält.

Um die imposante Erscheinung von Kopf und Mähne noch zu verstärken, wurde dem Anbindehund in der Regel eine buschige Halskrause aus langen, rot gefärbten Yakhaaren um den Hals gelegt. Die oft geschilderte Aggressivität und Wachsamkeit der Hunde war von den tibetischen Haltern durchaus gewünscht. Diese Aggressivität ist jedoch grösstenteils anerzogen. Auch für den Tibethund gilt wie für alle andern Hunderassen: Der Hund wird das, wozu man ihn macht!

Der Hund wurde nicht nur als Wächter gebraucht, sondern auch als Lastenträger. Die Pässe und Bergpfade in Tibet sind zum Teil so schmal, dass nicht einmal mehr Esel und Maultiere als Packtiere eingesetzt werden können, sondern nur noch Schafe, Ziegen und offenbar auch Hunde, wie aus alten Reiseberichten zu entnehmen ist.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der tibetische Hirtenhund ab und zu nach Europa gebracht, vorwiegend nach England, das mit seiner indischen Kolonie der Quelle am nächsten war. Hier wurden diese Hunde entweder zum bestaunten Renommierobjekt der gehobenen Gesellschaft oder fristeten ein kümmerliches Dasein in engen Zookäfigen.

Immer wieder gab es in England ernsthafte Versuche einer Do-Khyi-Zucht, die aber versandeten. 1975 musste deshalb die Zucht im Westen neu aufgenommen werden. In dieses Jahr fiel der erste Wurf in den Vereinigten Staaten aus Nepal-Importen. 1979 folgten die Niederlande (Indien-Import, USA- und Nepal-Import). 1980 begann die Zucht in der Schweiz und 1983 in Schweden und Frankreich.

Der erste Do-Khyi, der ins Anhangregister des SHSB Schweiz (Band 77) eingetragen wurde, war die graue Hündin «Muna von Thodung» aus Nepal. Sie blieb bisher ohne Nachkommen. Ihr folgten 1979 der Black-and-tan-farbene Rüde «Althan», Sohn eines nepalesischen Rüden und einer bhutanesischen Hündin, und 1980 «Ausables Qwan Yin», eine aus amerikanischer Zucht stammende Hündin, die zur «Urmutter» der schweizerischen Do-Khyi-Zucht werden sollte. Unterdessen haben in der Schweiz über 200 Do-Khyis das Licht der Welt erblickt.

Charakter und Haltung des Do-Khyi bei uns

Der Anspruch in Tibet an den Do-Khyi als bissigem Wachhund gilt in unseren dichtbesiedelten Gegenden nicht. Eine wesensmässige Anpassung an unsere Verhältnisse, in denen ein sozial verträglicher Hund gebraucht wird, ist daher Bedingung für die Haltung dieses Hundeschlages hierzulande.

Eine entsprechende Zuchtselektion, die derjenigen der Tibeter diametral entgegenläuft, hat hier in wenigen Generationen bereits erstaunliche Resultate gezeigt. Bisse dürften bei Do-Khyis kaum mehr häufiger vorkommen als bei anderen Rassen. Durch eine angepasste Erziehung und häufigen Kontakt mit fremden Menschen, zu Hause und ausserhalb, kann die «Schärfe» der Hunde durchaus in «landesüblichem» Rahmen gehalten werden.

Über eines allerdings sei man sich im klaren: Der tibetische Hirtenhund ist ein Wachhund und soll es auch bleiben. Er wird bellen, wenn sich etwas Verdächtiges nähert, und oft ist ihm auch Harmloses verdächtig. Er wird Fremde, die in sein Revier eindringen wollen, mit grosser Sicherheit nicht ein -, ganz sicher aber nicht mehr hinauslassen und sie «festnageln», bis jemand von seinen Leuten kommt. Der Do-Khyi hat sich die Eigenständigkeit, ja manchmal Starrköpfigkeit bewahrt, die allen tibetischen Hunderassen eigen ist. Man kann mit ihm zusammenleben, aber man kann ihn nicht beherrschen, hündisch im abschätzigen Sinn des Wortes ist er nicht. Er fühlt sich als vollwertiges Mitglied des Rudels, was sich darin äussert, dass er ein starkes Bedürfnis hat, bei «seinen Angehörigen» zu sein. In der Familie entwickelt er sich oft zu einem ausgesprochenen «Schmusetier».

Er ist also nicht der Hund, den man im Park der Villa seine Wächterdienste für sich allein verrichten lässt, und mit dem man sich lediglich bei der Fütterung abgibt. Ein so gehaltener Do-Khyi wird über kurz oder lang zum Problemhund. Er will seine Leute in der Nähe wissen, sie sehen oder zumindest hören. Wenn er sich aus einer ruhigen Ecke jederzeit vergewissern kann, dass alles in Ordnung ist, liegt er gelassen scheinbar träge für Stunden da, falls «sein» Herr seinen Standort nicht verändert.

Der Do-Khyi entwickelt sich langsam, sowohl körperlich als auch wesensmäßig. Als unbequeme «Nebenerscheinung» muss man in Kauf nehmen, dass man in der Erziehung eben sehr lange konsequent sein muss, bis eine erwünschte Verhaltensweise wirklich «drin» ist. Eines aber wird man ihm wohl kaum abgewöhnen können: seine Lust am Spiel. Es kommt vor, dass selbst ein würdiger, älterer Hundeherr von seiner Spiellaune übermannt wird. Falls dann kein geeignetes Objekt zur Hand ist, wird eben irgend etwas daran glauben müssen, das eigentlich nicht ihm gehört: ein Kissen, ein Papierkorb, eine Zeitung - er entwickelt da durchaus Phantasie! Der Do-Khyi hat also Charaktereigenschaften, die der zukünftige Besitzer kennen und in seine Lebensgewohnheiten integrieren können muss.

Noch haben sich in den verschiedenen Zuchten die regionalen Ausprägungen des Do-Khyi erhalten. Der Weg zu einem einheitlichen Bild der Rasse dürfte noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen und ist nicht ohne Gefahren: Die relativ kleine Zuchtbasis und die darauffolgende enge Zucht wird allfällig vorhandene genetische Defekte unbarmherzig aufdecken. Auch drängen gewisse Ausstellungsrichter die Züchter, Riesenwuchs und Faltenbildung in Augen- und Fangpartie zu forcieren. Was dergleichen Zuchtziele für Folgen haben können, hat die Züchtungsgeschichte anderer Hunderassen zur Genüge bewiesen: Bisher war der Do-Khyi eine ausgesprochen gesunde, robuste Rasse. Möge die Vernunft der Ausstellungsrichter und die Standhaftigkeit der Züchter dafür sorgen, dass es so bleibt!

Thomas Wechsler***

Der Do-Khyi als Hausklingel, Schloss und Riegel

Dass in Tibet scharfe, aggressive Hunde erwünscht waren, lässt sich im Gespräch mit Tibetern immer wieder feststellen. Um dies zu verstehen, muss man sich ihre Situation vergegenwärtigen: Bei einer mittleren Bevölkerungsdichte von drei Einwohnern pro km2 und zahlreichen Räuberbanden, die in den dünner besiedelten Gebieten ihr Unwesen trieben, musste den Leuten auf dem Land jeder Fremde vorerst einmal suspekt sein. Sie, die keine abschließbaren Haustüren mit dazugehörender Klingel kannten, hatten deshalb ihr eigenes System entwickelt, um den Zugang zu ihrem Haus oder Zelt zu kontrollieren.

Tibet Mastiff, Tibetdogge, Do Khyi, Dokhyi Bei einem Nomadenlager sah es etwa so aus: Die Hunde umkreisten das Lager, einige waren vor den Zelteingängen angekettet. Diese waren damit für Fremde genau so dicht verschlossen wie mit einem unserer Sicherheitsschlösser. Wenn nun Fremde in Sicht kamen, ging das Gebell los. Die Hunde versahen also die Funktion der Hausglocke. Wenn die Fremden das Lager aufsuchen wollten, so blieben sie gute 100 Meter davon entfernt stehen und erklärten in der nötigen Lautstärke den Zweck ihres Besuches. Falls sie im Lager willkommen waren, wurden die Hunde an die Kette gebunden und beruhigt. Der Zugang war frei. Falls die Ankömmlinge aber nicht empfangen werden sollten, ließen die Nomaden ihre Hunde gewähren.

Um nun ihre Wachhunde möglichst scharf zu machen, hatten die Tibeter, abgesehen von einer auf Wachsamkeit ausgerichteten Selektion, ihre bewährten Mittel. Nebst dem frühen Anketten (möglichst schon im Welpenalter) empfehlen sie vor allem, dem Hund viel Blut zu verfüttern, um ihn «böse» zu machen.

Thomas Wechsler 24.09.1998
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